Gestaltung
Das Layout entsteht im Kopf.
Da man ein Layout, Design etc. "entwerfen" kann, müssen logische Regeln dafür existieren.
Gestaltpsychologie - Gestaltgesetze
Es geht hier um die Frage: Wie entstehen gruppierte Bilder / Strukturen und wie entstehen Interpretationen von Bildern / Strukturen?
Hierzu wurden seit 1890 weltweit wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse zusammengefasst folgende Regeln liefern:
Das Gesetz der
- Prägnanz
Es werden bevorzugt Objekte wahrgenommen, die sich von anderen durch ein bestimmtes Merkmal abheben.
- (räumlichen) Nähe
Objekte, die räumlich nahe beieinander liegen, werden von der menschlichen Wahrnehmung gruppiert und als zusammengehörig erlebt.
Dinge, die weit voneinander entfernt liegen, werden hingegen als getrennt und als unabhängig wahrgenommen.
- Ähnlichkeit
Objekte, die ähnlich sind, werden von der menschlichen Wahrnehmung gruppiert und als zusammengehörig aufgefasst.
Dinge, die sich in wichtigen Merkmalen unterscheiden, werden voneinander getrennt oder als unabhängig wahrgenommen.
Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede werden z.B. durch Farben, Textur, Größe, Helligkeit oder auch durch die Bewegungsrichtung sowie Geschwindigkeit erzeugt.
- Kontinuität oder (guten) Fortsetzung
Reize, die eine Fortsetzung vorangehender Reize zu sein scheinen, werden als zusammengehörig aufgefasst.
Objekte, die auf einer durchgehenden Linie oder Kurve angeordnet sind, werden von der menschlichen Wahrnehmung gruppiert und als zusammengehörig erlebt.
Hierbei können die Einzelobjekte auf Geraden, in Spalten oder Zeilen, auf Fluchtlinien oder Kurven angeordnet sein.
- Geschlossenheit
Objekte mit geschlossenem Umriss, eine Fläche oder Elemente, die von einer Linie, einem Rahmen umfasst sind, werden von der menschlichen Wahrnehmung gruppiert und als zusammengehörig aufgefasst.
Dinge, die durch Linien getrennt sind, wirken hingegen als nicht zusammengehörig.
Subjektive Konturen: ohne Rand entstehen sie durch Fehlstücke bei anderen Elementen. Unser Gehirn baut dann neue Figuren daraus.
Rahmen und Abstände helfen, Dingen eine Geschlossenheit zu verleihen.
- fortgesetzt durchgehenden Linie, Einfachheit
Linien werden so gesehen, als folgen sie dem einfachsten Weg. Kreuzen sich zwei Linien, so geht unsere Wahrnehmung nicht davon aus, dass der Verlauf der Linien an dieser Stelle einen Knick machen könnte.
Unsere Wahrnehmung versucht Dinge so sehen, dass sie möglichst einfach, prägnant oder gut gestaltet erscheinen und leicht zu beschreiben sind.
In der Folge werden komplexe Gebilde tendenziell vereinfacht. Dies führt einerseits zu leichteren Erklärungen aber andererseits zum negativen Ergebnis, dass Menschen nicht alle Möglichkeiten der Realität erfassen!
- Figur-(Hinter-)Grund-Beziehung
Die kleine Fläche wird meist als Figur gesehen, die größere als Hintergrund.
- bekannten Form
Bekannte Objekte werden eher als komplizierte gesehen.
- Tuftes Gesetz (1+1=3)
Ein Zwischenraum wird leicht als zusätzliche Linie wahrgenommen. So sind Doppellinien immer gleich Dreifachlinien.
- des gemeinsamen Schicksals
Zwei oder mehrere sich gleichzeitig in eine Richtung bewegende Objekte nehmen wir als eine Einheit oder Gestalt wahr.
- des Aufgehens ohne Rest
Objekte werden so gruppiert wahrgenommen, dass keine einzelnen Objekte übrig bleiben.
- des Kontexts
Die Erfahrung wirkt oft stärker als die Figurerkennung
Es finden sich noch zahlreiche weitere Gesetze, z.B. der Gleichheit, der größeren Dichte, der geringsten Inhomogenität, der objektiven Einstellung, des glatten Verlaufs, der Geschlossenheit etc.
Geistige Beschränkung
Eine Eigenart unseres Bewusstseins ist es, aus Effizienzgründen einem Sinneseindruck nur eine Bedeutung je Zeiteinheit zuzuweisen.
Jeder kennt dies von der Darstellung perspektivischer Unmöglichkeiten, optischer Täuschungen und multistabiler Wahrnehmungsphänomene, wie z.B. Eschers abwärts laufenden Treppen, die dann doch hinaufführen.
Hinweise:
- Wählen Sie klare Strukturen.
Im Internet findet sich oft zu wenig oder zu viel Struktur.
- Abstände sollten systematisch geplant und konsistent sein.
- Trennlinien sollten nur Dinge trennen, die nicht zusammengehören.
- Leisten mit unterschiedlichen Elementen besitzen gleiche Farben und / oder Formen.
- Unterschiedliche Elemente sollte man auch unterschiedlich darstellen.
Grundregel
Dinge sollte man möglichst einfach und eindeutig gestalten.
KISS: keep it simple and straight
Metaphern
Bildliche Übertragungen können im wohlüberlegten Einzelfall hilfreich sein.
Falsch verstandene Metaphern wirken im Internet jedoch nicht positiv und stellen oft unergonomische Hürden dar:
- Ein Büroturm mit leeren Flächen kann in der Realität ein attraktives Immobilienobjekt sein.
Leere Inhaltsseiten im Internet (evtl. mit Werbeslogans wie "Hier könnte Ihre Werbung stehen") frustrieren die Nutzer.
- Gleiches gilt für Baustellenzeichen.
- Während sich kaum jemand in der Realität an Reparaturarbeiten zur Verbesserung stört, und die zeitweise nicht oder nur teilweise funktionierenden Details akzeptiert, ist dies im Internet unerwünscht und wird nicht toleriert. Hier sollte man Seiten nur freischalten, wenn sie fertig gestaltet sind und fehlerfrei funktionieren.
Print-Bereich
Das Internet ist ein eigenes Medium, für das man alle Inhalte mediengerecht anpassen muss. Eine einfache Übernahme von Bildern und Texten aus dem Druck-Bereich, vor allem aus dem weiten Feld der Firmen- und Produkt-Broschüren ist unergonomisch.
So darf der Slogan "Sprechen Sie mit uns" im Internet nur verwendet werden, wenn man auch derartige Sprach-Kommunikation im Internet anbietet. Dies steht im Gegensatz zum Print-Bereich, wo dies Inhaltlich eine andere Bedeutung hat.
Erzielung von Vertrauen
Vertrautheit und Wiederholung signalisieren uns Sicherheit.
Dies hat Vorteile beim Design, da mit konsistentem Layout aller Inhalte Vertrautheit und Vertrauen erzeugt wird.
Der Nachteil liegt bei routinemäßigen Handlungen, die gefährlich sind.
Darstellung von Gefahren
Menschen unterschätzen Risiken konstant, chronisch und gewohnheitsmäßig - sogar dramatisch in Bezug auf die eigene Person.
Dies führt dazu, dass man gestalterische Sondermaßnahmen ergreifen muss, bevor jemand einen folgenschweren Irrtum begeht (z.B. Löschen eines Eintrages in einer Datenbank).
Perspektivübernahme
Grundlage jeder Gestaltung ist die Perspektivübernahme. Die oft zu findende Anbietersicht, die betriebsinterne Bezeichnungen und Prozesse in den Vordergrund stellt, ist für externe Nutzer unergonomisch.
Mit Perspektivübernahme ist die Überlegung gemeint, was ein/e Endanwender/in angesichts der Situation denken könnte und wie die Person agieren würde?
Es handelt sich somit um die Fähigkeit, sich in die Situation der Benutzer/innen zu versetzen, ihre Probleme zu verstehen und ihre Sprache sprechen zu können.
Rund um das Sehen
Aus den zahlreichen Erkenntnissen hier eine kleine Auswahl der für das Internet wichtigsten Ergebnisse:
Rechts-Links-Achse
Im Denken der meisten westlichen Menschen existiert eine Rechts-Links-Achse, auf der zeitlich spätere Verläufe rechts anzuordnen sind und positive Zukunftsperspektiven sogar rechts oben erwartet werden.
Augen / Blick
Abbildungen von Personen sind auf Internet-Seiten sehr beliebt. Häufig wird jedoch die Blickrichtung nicht beachtet.
- Augen sollten den Betrachter nicht direkt fixieren.
- Personen sollten auf Bildern nicht von obern herab oder mitleidig auf den Betrachter schauen.
- Direktes Anstarren mit parallel stehenden Augen (Drohstarren) sollte vermieden werden.
Elemente auf der rechten Seite
Der Scroll-Balken ist das wichtigste Bedienungselement für das Sichbewegen auf einer Internet-Seite. Folglich muss sich die Aufmerksamkeit der Nutzer auf die rechte Bildschirmhälfte richten.
Werbebanner, Logos oder eine Navigation auf der rechten Seite fallen deshalb besonders auf.
Wortlänge
Das Auge kann auf einen Blick bis zu 16 Buchstaben aufnehmen.
Längere Worte erschweren das Lesen und verringern die Lesegeschwindigkeit.
Peripheres Sehen
Das periphere Sehen ist keine aktive Handlung, sondern ein Reflex, gegen den sich der Mensch nicht wehren kann.
Bei einer Abwehr dieser die Aufmerksamkeit erregenden Elemente werden wertvolle Aufmerksamkeitsressourcen verbraucht, die dann für die Aufnahme anderer Inhalte fehlen.
In den meisten Fällen empfiehlt sich deshalb ein vorsichtiger Umgang mit Eye-Catchern, wie Bannern, Laufschriften, blinkenden Elementen und Tickern. Wo ein Verzicht nicht möglich ist, sollte man sich bei ihrem Einsatz beschränken.
Schadensbegrenzung:
- Nur regelmäßiges Blinken verwenden
- Eine glatte, saubere Bewegung und regelmäßige Animation einsetzen
- Nur eine Animation je Seite einsetzen
- Bei mehreren Elementen ein synchrones Blinken verwenden
- Animationen verwenden, die ein Ende haben (die also nicht ständig in einer Schleife weiterlaufen)
Gestaltung der Kommunikation
Kommunikation im Internet
Der Sender (Firma), die Botschaft (Inhalte), der oder die Empfänger (Sie), das Medium (PC mit allem Drum und Dran) und der Übertragungskanal (Kabel- oder Funknetz) sind im Internet relativ klar erkennbar.
Schwieriger wird es mit den zwei weiteren Elementen Inhaltsaspekt und Beziehungsaspekt, die einen großen Einfluss auf die Kommunikation nehmen.
Inhaltsaspekt
Die Information, die nicht nur aus Text besteht, sondern auch aus allen weiteren Elementen und vor allem deren Anordnung und Gestaltung.
Beziehungsaspekt
Am tückischsten ist der Beziehungsaspekt.
- Kontext- und Adressatenabhängigkeit.
- Wichtige Elemente für die Interpretation der Beziehungsebene wie Mimik, Gestik und Betonung fehlen bei textzentrierter Kommunikation im Internet.
- Vieles ist ungewollt, steht zwischen den Zeilen und wirkt unbewusst.
- Missverständnisse sind leicht möglich.
Einflüsse
Web-Elemente, die den Beziehungsaspekt zwischen Sender und Empfänger beeinflussen:
- Wortwahl (Asymmetrie im Wissen bei nicht erklärten Fachausdrücken)
- Sprachstil (Kant, Hegel oder Thomas-Mann in Reinkultur?)
- Farben (diverse Bedeutungen)
- Typographie
- Grafiken
- Anordnung der Informationen
- Hervorhebung von Informationen
- visuelle Ausgestaltung
Hinweis
Erfolgreiche Kommunikation im Internet nutzt eine lebendige, persönliche, abwechslungsreiche Sprache.
Weiterführende Links
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